Saturday, August 8, 2015

Die Jerusalem-Frage: Ist Ost-Jerusalem arabisch?

(Geschrieben von Norbert Lieth)
Es wird immer wieder behauptet, dass Ost- Jerusalem einst rein arabisch gewesen sei und dass deshalb dieser Teil die Hauptstadt der Palästinenser werden müsse. Ist das wahr?

Am 8. Dezember 2009 versammelten sich die EU-Aussenminister unter der Leitung Schwedens als Ratsvorsitzenden, um über den zukünftigen Status Jerusalems zu verhandeln. Die EU sprach wohl von der Notwendigkeit Jerusalems als «künftige Hauptstadt von zwei Staaten», vermied es jedoch, Ost-Jerusalem als Hauptstadt eines Palästinenserstaates zu bezeichnen, obwohl Schweden das befürwortete. Dies hatte aber Proteste bei Israel und den USA hervorgerufen. Insbesondere Deutschland, unterstützt von weiteren EU-Staaten, drang auf eine unverfänglichere Formulierung.


Der Landbote berichtete: «In der von der EU verabschiedeten Erklärung heisst es, die EU erkenne die israelische Besetzung und spätere Annexion Ost-Jerusalems nicht an. Sie werde auch keine Veränderung der Grenzen von 1967 einschliesslich der Grenzen Jerusalems anerkennen. Der luxemburgische Aussenminister Jean Asselborn hatte die EU aufgerufen, eine ‹klare Sprache› zu finden: ‹Wir sagen ja alle, dass Ost-Jerusalem besetzt ist – und wenn es besetzt ist, gehört es nicht zu Israel.› Er verstehe nicht, warum Israel nicht akzeptiere, ‹dass Palästina aus dem Westjordanland, aus Gaza und aus Ost- Jerusalem besteht›.»

Warum spricht der luxemburgische Aussenminister von Palästina, das aus dem Westjordanland, Gaza und Ost- Jerusalem bestehen soll, vermeidet es dabei aber, das Wort Israel zu benutzen? Warum besteht die EU auf Jerusalem als Hauptstadt für zwei Staaten, vermeidet es aber, Ost-Jerusalem als Hauptstadt der Palästinenser zu bezeichnen? Warum dieser Kampf und die Uneinigkeit, warum dieses Hin und Her? Es könnte viele Antworten geben.

– Ist Jerusalem nicht ein Laststein für die Völker (Sach 12,3)?

– Ahnen die Herren der EU, dass die Probleme nur grösser werden können?

– Oder wissen sie etwa, dass die Geschichte über Jerusalem eigentlich etwas anderes lehrt, etwas, das man nicht einfach so verleugnen kann?

Fakt ist, dass es in Ost-Jerusalem länger Juden gegeben hat als Araber. Bereits lange vor unserer Zeitrechnung lebten dort Juden.

Als König David etwa 1000 v.Chr. Jerusalem eroberte, waren ihre Bewohner nicht arabisch, sondern es handelte sich um Jebusiter (2.Sam 5,6-9), eine kanaanitische Bevölkerungsschicht, die längst nicht mehr existiert (1.Mo 10,16; 15,21; 2.Mo 3,8). Die Jebusiter waren genauso wenig arabisch wie die anderen kanaanitischen Völker, die zu jener Zeit in dieser Region lebten: Philister, Amoriter, Hetiter, Perisiter und Hewiter. Diese Volksgruppen stammten von Ham ab und nicht von Sem (1.Mo 10,6-21). Die typischen Araber dagegen sind eine semitische Ethnie.

Von einem Jebusiter namens Ornan (auch Arawna genannt) kaufte David die Tenne in Ost-Jerusalem, auf der später der jüdische Tempel gebaut wurde (2.Sam 24,17-25; 1.Chr 21,15-29; 2.Chr 3,1). Übrigens gibt es seit 1993 für König David sogar einen Nachweis, der nicht aus der Bibel stammt. «Bei Ausgrabungen in Tel Dan kam eine Siegesstele zutage, die eine Triumphinschrift in aramäischer Sprache trägt. Sie preist vermutlich König Hasael von Damaskus, der im 9. Jahrhundert v.Chr. gegen Israel kämpfte. Die entscheidenden Worte lauten: ‹[Ich tötete Jo]ram, den Sohn [Ahabs], den König von Israel. Und [ich] tötete [Ahas] jahu, den Sohn [Jorams, den Kön]ig vom Haus Davids›.»

Nach der Wegführung der Juden aus ihrer Heimat um 70 n.Chr. war das Land zunächst von den Römern und Byzantinern besetzt. Erst 638 n.Chr. eroberten es die Muslime. Aber selbst während dieser Zeit waren Israel und Jerusalem nie vollkommen «Judenleer». Ab 1844 bildeten nachweislich wieder die Juden die grösste Bevölkerungsschicht in Jerusalem. 1882 kam es zur ersten grossen Rückkehr und Einwanderungswelle der Juden in ihre Heimat. Erst im Krieg des Jahres 1948 eroberte die Arabische Legion Ost-Jerusalem, vertrieb die jüdische Bevölkerung, plünderte jüdische Wohnhäuser, zerstörte Synagogen und schändete bewusst jüdische Gräber am Ölberg. Hier müsste man sich gerechtigkeitshalber fragen, wer in Wahrheit Ost-Jerusalem besetzt hat, das 1967 lediglich wieder von den Israelis befreit wurde. Jedes seriöse Geschichtsbuch wird über die Fakten Auskunft geben, die Frage ist nur, ob man sich diesen historischen Tatsachen objektiv stellen will.

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