(Geschrieben von James A. Showers)
Wenn Sie die amerikanischen Nachrichten verfolgen, haben Sie vielleicht diese oder ähnliche Schlagzeilen gelesen: „Presbyterianer rechtfertigen Desinvestition in Israel”, „Methodisten streben erneut Desinvestition Israels an”, „Auch Episkopalkirche meidet Israel”.
Desinvestition bedeutet, dass Unternehmen, die mit einer bestimmten Nation Geschäfte machen, ihre Investitionen zurücknehmen, um wirtschaftlichen Druck auf die Regierung auszuüben. Solche Massnahmen wurden gegen Südafrika angewandt, um die Apartheid zu brechen. Im Laufe der Jahre haben einige protestantischen Kirchen dazu aufgefordert, nicht mehr in Unternehmen zu investieren, die Geschäfte mit Israel machen. Die Grundlage dafür ist ihre Behauptung, Israel sei eine rassistische Nation. Aber nichts könnte ferner von der Wahrheit sein.
Israel ist eine Demokratie, in der beide, die Juden und die Araber, freies Wahlrecht haben. Apartheid tritt auf, wenn eine Rasse, die in der Minderheit ist, ihre Macht benutzt, um die Rasse, die in der Mehrheit ist, wirtschaftlich auszunutzen. Das ist in Israel nicht der Fall.
2007 hat eine methodistische Frauengruppe einen von der methodistischen Kirche geförderten und bezahlten Bericht veröffentlicht, in dem die Gründung des Staates Israel als „Erbsünde” bezeichnet wird und das moderne Israel mit der Rebellion von Adam und Eva gegen Gott gleichgesetzt wird. Der Bericht unterstellt, dass die Menschheit gegen Gott gesündigt hat, als das moderne Israel gegründet wurde. Das ist eine schockierende Behauptung.
Im selben Bericht wird behauptet: „Der Holocaust und sein Einfluss auf die israelische Gesellschaft hat Hysterie und Paranoia unter den Israelis ausgelöst.” Der Bericht behandelt den Mord an sechs Millionen Menschen nicht nur beiläufig wie ein Ereignis von geringer Bedeutung, sondern er tut auch noch so, als hätte das jüdische Volk den Holocaust übermässig aufgebläht. Wenn ein historisches Ereignis sechs Millionen Methodisten den Tod gekostet hätte, dann hätten diese Frauen wahrscheinlich eine andere Ansicht über den Holocaust.
Dann gibt es da noch Jimmy Carter. Das 2006 erschienene Buch des ehemaligen US-Präsidenten „Palestine: Peace Not Apartheid“ (Palästina - Frieden, nicht Apartheid) verdreht die Fakten, dämonisiert Israel und enthält Hunderte von falschen und erdichteten Behauptungen.
Angesichts all dessen fragen Sie sich vielleicht: Warum hacken diese Christen alle auf Israel herum? Was steckt hinter den Attacken?
Die Antwort ist: Ersatztheologie. Das ist der Glaube, dass die Gemeinde im Plan Gottes Israel (das jüdische Volk) ersetzt hat. Diejenigen, die diese Sichtweise haben, glauben, dass die Gemeinde das „geistliche Israel” geworden ist und der Erbe aller Bundesverheissungen, die Gott Israel gemacht hat. Alle Flüche aber, so sagen sie, bleiben auf dem jüdischen Volk.
Auswirkungen auf die Gemeinde
Im Alten Testament hat Gott sinngemäss oft gesagt: „Haltet meinen Bund, und ich segne euch und werde euch Gutes tun. Aber wenn ihr meinen Bund nicht haltet, werde ich euch verfluchen und das Gericht wird auf euch kommen.” Die Theologen der Ersatztheologie nehmen für sich selbst den Segen und lassen Israel den Fluch. Jedes Mal, wenn sie in der Schrift Israel lesen, ersetzen sie es mit Gemeinde. Die Führerschaft der meisten protestantischen Kirchen und die römisch-katholische Kirche hängen der Ersatztheologie an.
Dies sind einige Konsequenzen dieser Theologie:
Das jüdische Volk als Nation hat in Gottes Plan für die Zukunft keinen Platz, und Israel hat als Nation keine Zukunft.
Es gibt weder Drangsal noch ein 1‘000 jähriges Reich. Die Prophetien darüber werden sogar problematisch, weshalb die Theologen der Ersatztheologie wollen, dass wir Israel nicht als die physische Nation Israel verstehen, sondern als die Gemeinde.
Die Gemeinde beginnt mit Abraham in 1. Mose 12, nicht mit Pfingsten in Apostelgeschichte 2. Das Israel des Alten Testaments (nicht das ganze Israel, sondern nur diejenigen, die auf Gott vertrauen) werden als Gemeinde definiert.
Das alttestamentliche Gesetz gilt immer noch für die Gemeinde. Wenn die Gemeinde mit Abraham begann und bis heute besteht, dann bezieht sich alles im alten Testament auch noch auf die Gemeinde.
(Die Gemeinde beinhaltet in dieser Diskussion alle Konfessionen.)
Einige Kirchen haben zum Beispiel vorn im Kirchenraum Altäre. Warum? Weil das Gesetz ein Opfer fordert, und Opfer gehören auf einen Altar. Folglich sehen sie das Abendmahl (die Kommunion) als ein neuerliches Opfer des Christus, sie glauben, dass die Kommunionselemente sich durch Transsubstantiation in das echte Fleisch und Blut Christi verwandeln.
Unter dem Gesetz brauchte der Mensch einen Fürsprecher zwischen ihm und Gott. Er konnte nicht direkt zu Gott kommen. Deshalb haben manche Kirchen Priester statt Pastoren.
Die Babytaufe ersetzt die Beschneidung, die unter dem Gesetz ein Kind in Gottes Bund brachte.
Haben Sie je gehört, dass Christen vom Sonntag als vom Sabbat reden? In der Schrift beginnt der Sabbat mit dem Sonnenuntergang am Freitag und endet mit dem Sonnenuntergang am Samstag. Gott hat es so bestimmt, als Er zu Israel sagte: „Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun; aber am siebten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes; da sollst du kein Werk tun; weder du, noch dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Vieh, noch dein Fremdling, der innerhalb deiner Tore lebt.“ (2. Mose 20:9-10). Also dachten die Gemeindeleiter: Wir halten den Gottesdienst am ersten Tag der Woche, dann werden wir also den Sonntag zum Sabbat erklären. Er wird allgemein „Ruhetag” genannt. Der Sonntag ist aber der erste Tag der Woche, nicht der siebte. Den Sonntag Sabbat zu nennen, widerspricht der Bibel. Es gibt aber einen Grund, warum die Urgemeinde anfing, sich am ersten Tag zu treffen: Es war der Tag, an dem unser Herr von den Toten auferstand.
Alle diese Kirchenbräuche sind wegen dieser Meinung aufgekommen, dass Gott Israel durch die Gemeinde ersetzt hat, und dass das alttestamentliche Gesetz auch noch für die Gemeinde gilt.
Anhänger der Ersatztheologie machen den schlimmen Fehler, das Alte Testament auszulegen, indem sie das Neue Testament hineinlesen. Nur so können sie argumentieren. Wenn Sie aber Gottes Wort als fortschreitend betrachten, in seinem eigentlichen historischen Kontext, wie Gott es uns offenbart hat, werden Sie nicht an die Ersatztheologie glauben.
Ersatztheologen glauben, dass der Staat Israel keine theologische Existenzberechtigung hat. Sie nennen ihn einen „Fehler der Geschichte” und sehen seine Gründung als „Erbsünde”. Dispensationalisten wissen es besser. Und Dispensationalismus macht mehr Sinn.
Die Unterschiede verstehen
Der Dispensationalismus ist ein biblisches Auslegungssystem, das davon ausgeht, dass Gott zu unterschiedlichen Zeiten auf unterschiedliche Weise an der Menschheit wirkt. Er basiert auf einer konsequent wörtlichen Auslegung der Bibel. Erlösung geschah zwar zu jeder Zeit aus Gnade durch den Glauben, aber die Dispensationalisten glauben, dass die Bibel lehrt, dass das endgültige Ziel der Geschichte nicht die Erlösung des Menschen, sondern die Verherrlichung Gottes ist. Dispensationalisten glauben, dass Gott zwei unterschiedliche Pläne für die Geschichte hat: einen für Israel und einen für die Gemeinde.
Dispensationalismus
Die Geburt Israels begann, als Gott Abraham berief und ihn nach Kanaan führte, was oft das Heilige Land genannt wird. Er brachte die Israeliten nach Ägypten, wo sie zu einer Nation anwuchsen. Zu der Zeit, als sie aus Ägypten flohen, zählten sie Millionen. Gott führte die Israeliten in die Wüste und gab ihnen das Mosaische Gesetz, welches die Zeitspanne in der alttestamentarischen Geschichte umspannt, als sie im verheissenen Land waren. Danach wurden sie wegen ihres Unglaubens und Götzendienstes verbannt. Später führte Gott sie zurück in ihr Land, wo sie einige hundert Jahre bis zum 1. Kommen von Jesus Christus blieben. Während dieser ganzen Zeit waren die Heiden im Zustand des Nichtwissens.
Dann folgten das 1. Kommen von Jesus Christus, Sein Tod am Kreuz, Sein Begräbnis und Seine Auferstehung. Kurz danach wurde das jüdische Volk zerstreut und die Gemeinde entstand (Apostelgeschichte 2). Heute befinden wir uns in der Zeit der Gemeinde. Aber die Bibel sagt, dass die Gemeinde aus dieser Welt hinaus genommen werden wird. Wir nennen das Entrückung. Und damit wird die Zeit der Gemeinde zu einem Ende kommen.
Viele werden nach der Entrückung zu einer rettenden Erkenntnis Jesu Christi kommen, aber sie werden nicht Teil der Gemeinde sein. Die Gemeinde (auch Braut Christi genannt) wird mit ihrem Bräutigam Jesus im Himmel sein.
Nach der Entrückung wird die siebenjährige Trübsalszeit beginnen. Diese hat zwei Ziele:
1) Israel zur Umkehr zu bringen, zur Versöhnung mit dem Messias und zur Wiederherstellung als Nation;
2) die Heidennationen für ihre Rebellion gegen Gott und ihr Handeln am jüdischen Volk zu richten.
Am Ende der Drangsal wird Christus auf die Erde zurückkehren und sein 1‘000 jähriges Reich errichten. Er wird Satan gefangen nehmen, Israel wiederherstellen und über alle Nationen erheben, Seinen Thron in Jerusalem begründen und von dort aus die Welt regieren. Gläubige Heiden, die die Trübsal überlebt haben, werden am 1‘000 jährigen Reich teilnehmen.
Am Ende der 1‘000 Jahre wird Satan freigesetzt werden und eine letzte Rebellion gegen Gott und den herrschenden Messias anführen, aber er wird besiegt und vernichtet werden. Dann wird das Gericht über alle Ungläubigen vor dem grossen weissen Thron kommen, und danach das Erscheinen des neuen Himmels und der neuen Erde.
Ersatztheologie
Sie lehrt, dass es nicht zwei Pläne für die Geschichte gibt, sondern nur einen, und dass Israel und die Gemeinde mit Abrahams Berufung gleichzeitig entstanden. Deshalb endete das Mosaische Gesetz nicht mit Christus, sondern ist auch für die heutige Gemeinde gültig.
Ersatztheologen sagen, dass Gott in der Zeit des Alten Testaments durch das physische Israel wirkte, während er in der Zeit des Neuen Testaments durch das sogenannte geistliche Israel wirkte. Die Juden waren einmal Gottes auserwähltes Volk, aber jetzt sind sie das abgewiesene Volk unter dem Fluch des Bundes. Die Heiden, die während der Zeit des Alten Testaments unwissend waren, sind jetzt das auserwählte Volk.
Es gibt keine Drangsal und kein 1‘000 jähriges Reich. Sie sind nicht notwendig. Das 1‘000 jährige Reich wird sogar ein echtes Problem für Gemeinden, die der Ersatztheologie anhängen. Sie haben damit gerungen und dabei kam der Amillenialismus heraus: der Glaube, dass das Zeitalter der Gemeinde das Reich Gottes auf Erden ist, und dass Jesus Christus irgendwann zurückkehren wird, um die Sünder zu richten und uns an den ewigen Ort zu bringen – den neuen Himmel und die neue Erde. Der Amillenialismus entwirft eine negative Aussicht auf das Leben, denn er liefert keine Lösung. Die Welt besteht bis Jesus Christus wiederkommt und sie richtet, bevor er die Gläubigen in den neuen Himmel und auf die neue Erde bringt, das ist das Ende.
Später in der Kirchengeschichte kam der Postmillennialismus auf. Er behauptet, dass die Gemeinde der Veränderungswirkstoff in der Welt ist; der Einfluss der Gemeinde wird wachsen und schliesslich wird die ganze Welt an Christus glauben, was die Wiederkunft Christi ermöglicht. Das klingt wie eine positivere Auffassung, es ist aber nicht das, was die Bibel lehrt.
Die Ersatztheologie ist das „schwarze Schaf” der Christenheit, weil sie in den letzten 2'000 Jahren zu unzähligen antisemitischen Handlungen von Mitgliedern der Kirche geführt hat – und ich möchte das Wort unzählig betonen. Ein ungeheures Mass an antijüdischer Gewalt wurde von Menschen ausgeübt, die behaupteten, sie täten es „für den Herrn”. Jahrhunderte lang lebte das jüdische Volk unter der Last, dass Christen sie im Namen des Herrn verfolgten. Und mit der Ersatztheologie haben die Christen ihre Handlungen gerechtfertigt.
Im nächsten Artikel werden wir in der Geschichte zurückgehen, um zu sehen, wie sich die Ersatztheologie in der Kirche festsetzen konnte.
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13 years ago
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